Wandelnden Blätter - Ich hätte bis zu meinen Rosenkäfern nie gedacht, dass ich mal Insekten halte, ohne sie zu verfüttern. Nun sind es schon zwei Arten...
Phyllium philippinicum wird erst seit 2009 als eigene Art gezählt, vorher gehörten sie mit zu Phyllium siccifolium mit dem Zusatz "(Philippinen)". Wie der Name der Art schon verrät, stammen sie von den Philippinen. Die Gattung Phyllium gehört in der Systematik mit zu den Phasmiden, den Gespenstschrecken. Die Phasmiden umfassen zzt. ca. 3000 Arten wobei nur die Wandelnden Blätter eine taxonomische Einheit bilden, die Phyllioidae. Wie bei allen Wandelnden Blättern bleiben auch bei den P. philippinicum die Männchen mit 5-7 cm kleiner als die Weibchen mit 6-10 cm. Der Geschlechtsunterschied auf den ersten Blick ist allerdings nicht die Größe, sondern die abdominale Breite, bzw. die Form des Abdomens. Bei Männchen ist er 1,5-2 cm breit und hat die Form einer Lanzenspitze, bei Weibchen 3-4 cm. für die Form des weiblichen Abdomens habe ich gerade keine Beschreibung parat, aber ein Bild: [attachment=4]pphilippinicumweibchen1.JPG[/attachment] Hier zum Vergleich ein Männchen: [attachment=3]Pphilippinicummännchen1.JPG[/attachment] Dies sind beides L3 Larven, aber der Unterschied ist schon recht deutlich zu sehen
Bei den adulten weiblichen Tieren sind, nur die Vorderflügel voll ausgebildet. Allein die adulten Männchen haben voll entwickelte Hinterflügel, durch die sie zu kurzen Flügen fähig sind. Die Art sitzt tagsüber meist reglos auf der Nahrungspflanze. Bewegen sich die Tiere fort, dann in dem für die Wandelnden Blätter typischen Wackelgang, ähnlich wie bei Chamäleons. Ein Luftzug oder leichte Bewegung wie z. B. das öffnen des Terrariums lässt die Tiere wie Espenlaub zittern. Ausgewachsene Männchen sind nachts recht aktiv und laufen oder fliegen auf der Suche nach einer Partnerin in den Zweigen der Nahrungspflanzen herum. Werden sie von Fressfeinden ergriffen, neigen sie dazu Beine abzuwerfen, meistens zuerst die entbehrlichsten Mittel- und danach die Hinterbeine.
Die Terrarienhaltung dieser wunderhübschen Spezies gestaltet sich relativ einfach, ein 30er Würfel soll für 5 adulte Tiere ausreichen, ich empfehle jedoch wenigstens ein 60x30x30 Terrarium, weil nach einiger Zeit auch die Nachkommen Ihren Platz beanspruchen - möchte man denn Tiere in allen Entwicklungsstadien im Terrarium sehen. Die Temperatur im Terrarium sollte zwischen 22 - 27°C liegen, bei einer Luffeuchtigkeit von 60-80%. Die Ernährung kann ganzjährig über Rosengewächse wie z.B. Himbeer, Brombeerblätter oder Heckenrose geschehen, aber auch Eichenblätter gehen. Guavenblätter wären das Optimum - ein Teil Ihrer natürlichen Nahrung. Als Bodengrund eignen sich sowohl Zellstoff, als auch ein Erde-Sand Gemisch. Für was man sich entscheidet ist den Tieren scheinbar nicht so wichtig, da sie sich eher an den Zweigen oder an der Decke des Terrariums aufhalten.
Beleuchtung kann sehr sparsam ausfallen, oder wenn die Raumtemperaturen stimmen und ein ordentliches Umgebungslicht vorhanden ist auch weggelassen werden. Wenn Beleuchtung ins Spiel kommt sollte sie ausserhalb des Terrariums angebracht werden, um Verbrennungen an den Tieren zu vermeiden. Sie erreichen jeden Winkel!
Die Fortpflanzung geschieht normalerweise Geschlechtlich, kann aber auch parthenogenetisch von statten gehen. Eiablagebehälter oder ähnliches sind überflüssig, die Eier werden von den Weibchen einfach auf den Boden fallen gelassen. Die Eier sind etwa fünf Millimeter lang, knapp drei Millimeter breit und wiegen etwa zehn Milligramm. [attachment=2]Phylliumphilippinicum Ei.jpg[/attachment] Wenn man den Boden des Terrariums immer gut feucht hält kann man die Eier einfach im Terrarium lassen. Ich habe die gelegten Eier "ganz normal" auf Vermikulit mit in den Inkubator gestellt, bei 28,5°C und nach 4 - 5 Monaten schlüpfen die Jungtiere. Auf Vermiculit legen hat den Vorteil, dass die Eier nur in den seltendsten Fällen anfangen zu schimmeln. Bei diesen Tieren hat die Bruttemperatur Einfluss auf die Geschlechterverteilung. Je geringer die Temperaturen, desto mehr männliche Tiere schlüpfen. Auch interessant ist, dass die Parthenogenese wohl nur eine eingebaute Notlösung bei diesen Tieren ist, da Nachkommen aus geschlechtlicher Fortpflanzung robuster und langlebiger sind. Auch sind die Schlupfraten bei geschlechtlicher Vermehrung höher.
Die Jungtiere brauchen es anfangs sehr feucht. Deswegen habe ich meine kleinen Nymphen bis zur ersten Häutung in Heimchendosen mit sehr feuchtem Küchenpapier am Boden einquartiert. Die Nymphen sind anfangs schwarz bis dunkelbraun gefärbt und weiß gerändert.
Nachdem diese einige Tage Nahrung aufgenommen haben, geht die dunkelbraune Grundfarbe langsam in das schöne grün über. Die frisch geschlüpften Nymphen flitzen die ersten Tagen sehr schnell durch ihr Habitat, bevor sie mit der Nahrungsaufnahme beginnen und die Lebensweise ihrer Eltern übernehmen. [attachment=1]Phylliumphilippinicum Nymphe 1wo.jpg[/attachment] Vergesellschaftung mit anderen Arten sollte vermieden werden, da die Gefahr besteht, dass sie von anderen Tieren angefressen werden.
Die Entwicklungsdauer beider Geschlechter zum adulten Insekt beträgt je nach Temperatur vier bis fünf Monate. Die Männlichen Imagines haben dann eine Lebenserwartung von etwa 4 Monaten, die Weibchen schaffen es meist nicht älter als drei Monate zu werden.
Hier mal ein Bild von meiner kleinen "Kinderstube":
Cordylus
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Phylliumphilippinicum Ei.
Pphilippinicummännchen1.J
Pphilippinicumterra1.JPG
pphilippinicumweibchen1.J